Echte Nelkenwurz - Geum urbanum
Winterwunder und Waldgewürz
So werde ich von Kräuterfachkundigen gerühmt. Denn ich werde oft verkannt, wachse zahlreich so gut wie an jedem Waldrand, zu jeder Jahreszeit und doch kennen viele mich nicht. Dabei bin ich in alten Tagen für meine Wurzeln bekannt gewesen.
Die Nelke ist Programm
Mein Name verrät das Geheimnis: #Nelkenwurz. Denn in meinen Wurzeln steckt ein besonderes ätherisches Öl - #Eugenol. Derselbe Stoff, der in den tropischen Gewürznelken enthalten ist. Doch dagegen sind meine Wurzeln aus deiner Nachbarschaft und fast umsonst. Nur ein wenig graben und ein achtsames Sammeln ist gefragt - schon hast du ein regionales Nelkenersatz-Produkt!
Die Wirkung meiner Wurzel ist erstaunlich ähnlich zu der der Gewürznelke - wirkt antiseptisch und schmerzstillend. Sie riecht auch nach Nelke. Zudem ergebe ich getrocknet und gemahlen (im Mixer) ein leckeres Gewürz in deinem heimischen Gewürzregal. Früher, als Gewürznelke sehr teuer war, waren meine Wurzeln ein beliebtes Grabgut.
Geheimtipp: Erst im getrocknetem Zustand verbreiten meine Wurzeln den typischen Nelkengeruch!
Alter Glaube
Zu früheren Zeiten wurde meine gemahlene Wurzel auch 'Malefizpulver' genannt. Damals glaubten die Menschen fest an meine magischen Kräfte, denn ich schützte sie vor dem Bösen. Mit dem Pulver wurden Schutzkreise gezogen oder die Wurzel wurde bei sich getragen. Unter dem Kopfkissen sorgte ich für einen ruhigen, geschützten Schlaf und im Haus aufgehängt verlor dort der Teufel jegliche Macht. Auch die Mönche des Mittelalters erkannten meine Bedeutung und bauten mich in ihren Gärten an, weshalb ich auch den Namen #Benediktenwurz trage.
Mönch Benedikt lebte im 4. Jh. n. Chr. und gründete das erste Kloster in Europa. Er galt als besonders streng und es heißt, dass gepeinigte Glaubensbrüder ihn schließlich während des Abendmahls vergiften wollten. Doch als Benedikt die Messe zelebrierte, kroch das Gift in Schlangengestalt über den Rand des Messkelchs und Benedikt war gerettet.
#Erkennungsmerkmale
Ich bin leicht zu erkennen. Überwintere in einer dunkelgrünen Grundrosette am Boden und wachse in den wärmeren Monaten auf eine Höhe bis 50 cm. Mein Stängel ist aufrecht und sehr fest und verzweigt sich im oberen Teil.
Kleine, einzel stehende gelbe Blüten mit 5 Blütenblättern bilden sich an ihren Endpunkten. Daraus wachsen kugelrunde Samenfrüchte mit vielen Widerhaken, die an einen kleinen zusammengerollten Igel erinnern Weshalb ich im Volksmund auch liebevoll #Igleinkraut genannt werde. Eine #Klettfrucht, die schnell an der Kleidung der Menschen haften bleibt und am Fell ihrer vierbeinigen Freunde. Sie helfen mir, meine Samen in die Welt zu tragen.
Du kannst mich auch sehr gut an meinem Blattwerk erkennen. Besonders gut an denen, die am Grund wachsen. Ich bilde gefiederte Blätter aus, also mehrere Blattsegmente an einem Stiel. Dabei wachsen sie zu Paaren. Immer zwei Fiederblattpaare genau gegenüber. Winzig kleine, kaum zu erkennende Blattpaare wechseln sich mit etwas größeren ab. Am Ende des Stiels breitet sich eine dominante Endfieder aus.
Die Blätter in den höheren Etagen laufen oft viel spitzer zu, als die Blätter am Grund! Natur ist eben variabel!
#Verwechslungsgefahr: Das Tolle ist, dass du mich nicht mit vielen anderen #Wildpflanzen verwechseln kannst. Im kleinen Stadium mit Gundermann und Knoblauchsrauke. Aber diese sind ebenso essbar. Oder mit der Bach-Nelkenwurz. Meiner Schwester, die allerdings nicht am Wald, sondern gerne auf feuchten Wiesen in Moornähe wächst und ebenso ungiftig ist.
#Inhaltsstoffe
- Bitterstoffe
- Gerbstoffe
- Mineralien
- Spurenelemente
- Vitamin C
- Chlorophyll
- äth. Öl Eugenol (Wurzel)
#Volksheilkunde
Ich bin nicht ohne Grund als magisches Kraut genutzt worden. Denn, was ihr Menschen heute als Krankheit bezeichnet, galt früher als Dämon, der den Mensch befiel.
Durch die zahlreichen Bitterstoffe wirke ich mich positiv auf die Verdauung aus. Bei Durchfall, Magen- und Darmstörungen, sowie Bauchkrämpfen komme ich zum Einsatz.
Der hohe Gerbstoffgehalt wirkt zusammenziehend und sehr gut wundheilend. Wohltuend für die Haut, bei inneren und äußeren Entzündungen und bei Erkrankungen der Schleimhäute. Besonders gut eigne ich mich bei Entzündungen im Hals- und Rachenraum, offenen Stellen im Mund, Zahnfleischentzündungen. Verwende hierfür Tinktur(S. Rezept Tinktur) oder Teeauszug als Gurgelmittel oder Mundspülung.
Zudem lindere ich Schmerzen (#Zahnschmerzen), wenn du auf meiner Wurzel kaust. Eine leicht betäubende Wirkung stellt sich ein.
Und wenn du mich verzehrst (Gewürzmenge!) oder als Tee zu dir nimmst, entgifte ich deine Leber und Galle und reinige dein Blut!
Siehe dir unbedingt noch die Tipps aus der Küche an!