Die Kraft unseres Blutes und unserer Schwesternschaft

Veröffentlicht am 9. Januar 2022 um 22:00

Ich fliege mit meinem Drachen auf einen idyllisch gelegenen, großen Wasserfall zu, der recht leise eine große Felswand herunterstürzt. Davor liegt ein magisch anmutender See, umrahmt von grünem Gras. Aus dem See erhebt sich ein kleiner Fels, auf dem eine Meerjungfrau sitzt und sich die Haare kämmt. Sie lässt sich von unsrer Ankunft nicht stören... 

Ich stehe direkt am Ufer und plötzlich taucht eine Nixe vor meinen Füßen auf und zerrt an mir, sodass ich ins Wasser hineinplumpse und untergehe. Rasch klettere ich wieder heraus, überfordert von der Situation. Die hübsche Wasserfrau möchte aber, dass ich mit ihr ins Wasser eintauche. Ich sage ihr, dass ich vor dem Gewässer Angst habe, weil es so dunkel ist und ich mir alles Mögliche an Unterwasserungeheuern darin vorstellen kann. Ich sehe förmlich vor meinem inneren Augen wie gruselige Haiwesen dort auf mich warten. Die Nixe bleibt beharrlich. Sie möchte, dass ich Mut beweise und es versuche. Dann überwinde ich meine Ängste und lasse mich ins Wasser fallen. Ich tauche unter und die ungeduldige Meerjungfrau zieht mich mit sich mit. Wir schwimmen der Dunkelheit entgegen. Alles ist Wasser, über und unter mir. Es gibt kein Oben und kein Unten mehr. Wie durch einen schmalen, dunklen Tunnel gleiten wir dem Nichts entgegen. Dann geht es irgendwann nach oben und wir tauchen in einer Höhle hinter dem Wasserfall auf. Die Höhle ist begrünt und viele, unglaublich schöne Pflanzen wachsen hier. Die Nixe setzt sich auf die Erde und lässt den Fischschwanz ins Wasser baumeln. Ich setze mich neben sie und sie beginnt mit mir zu sprechen: „Es wird immer wieder einen dunklen, engen Pfad auf deinem Lebensweg geben. Vielleicht hast du Angst ihn zu gehen und es braucht sicherlich auch Mut. Aber schau, die Mühe lohnt sich.“ Ich nicke ihr zu, der Ort ist wahrlich wunderschön und die Mühe hat sich tatsächlich gelohnt. Daraufhin frage ich sie, ob sie von mir etwas benötigt und sie nickt wissend. Dann hebt sie ihre Hand und legt sie genau mittig auf die Stelle über meinen Brüste und ich tue es ebenso bei ihr. Ich spüre unsere Schwesternschaft. Dann segne ich uns beide und lasse alle Verträge und Schwüre, die einst zwischen und waren oder sind ins Licht ziehen. „Du bist frei“, hauche ich abschließend. Lächelnd nimmt die Nixe ihre Hand von meiner Haut und ein blutiger Abdruck bleibt auf meinem Dekolleté zurück. Auf ihrem genauso, als hätten wir unsere Hände zuvor mit roter Farbe eingepinselt. Ich bin verwundert. „Wir sind Blutsschwestern. Das ist mein Geschenk. Wische es nicht ab. Sei stolz eine Frau zu sein und mit anderen Frauen verbunden zu sein.“ „Warum das Blut?“, frag ich. „Weil es die Kraft der Frau ist. Das Blut ist sehr mächtig.“ Daraufhin verschwindet sie im dunklen Wasser und lässt mich allein in der Höhle. Ich stelle mich hin und plötzlich bin ich nackt. Ich spüre mein Sakralchakra im unteren Bauch und spreche zu ihm, was es mir zeigen möchte. Augenblicklich tropft Blut zwischen meinen Beinen auf den Höhlenboden und aus den roten Tropfen wachsen kleine, bunte Blumen. Ich nicke und bin enthusiastisch. Ich habe in diesem Moment wirklich verstanden. Ich bin in der Gebärmutterhöhle. In der Dunkelheit, dort wo ich mich als Frau zurückziehe und visioniere, wenn ich menstruiere. Dann wenn ich meine Kraft frei zirkulieren lasse und aus meinem Blut Neues schöpfe. Und ich sehe die atemberaubende Vielfalt der Pflanzen hinter mir, die von so vielen Frauen vor mir geschaffen wurden. Pflanzen, die ich noch niemals zuvor gesehen habe. Wir Frauen gebären neue wundervolle Ideen in dieser wichtigen Zyklus-Phase, jede ihre eigenen und jede kann ihr Leben einhauchen, sie lebendig werden lassen wie eine Pflanze. Ich bin begeistert von diesem schönen Bild und betrachte eine kleine gelbe Blume, die ich geschaffen habe. Ich weiß, ich kann sie wachsen lassen, vielleicht braucht es noch Zeit. Ich verabschiede mich von diesem magischen Ort und schwimme völlig angstfrei durch den dunklen Tunnel zurück ans Tageslicht auf der anderen Seite des Wasserfalls. Nun begreife ich, dass der Tunnel ebenso ein Sinnbild für die Zyklusphase ist, in der ich mich gerade befinde. Ich gehe auf meine Menstruation zu, die Phase, die mit Rückzug und Dunkelheit assoziiert wird. Die gar nicht negativ verstanden sein möchte, sondern positiv, denn aus der dunklen Stille wird Neues geschaffen. Es wird in diesen Tagen bereits dunkler und stiller um mich. Ich lasse glücklich im See ans Ufer treiben und bin stolz auf meinen Mut. Die andere Nixe sitzt noch auf dem Stein und ich erfahre von ihr, dass ihre Freundin fort ist. Doch hat sie noch eine Botschaft für mich: „Du kannst immer her kommen, wenn du weibliche Unterstützung braucht. Wir sind eine große Schwesternschaft und unterstützen uns gegenseitig.“ Ich fühle den blutigen Handabdruck immer noch über meinem Herzen und steige nackt und strahlend schön aus dem Wasser. Mein Drache wartet bereits auf mich…

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