Die Suche nach der männlichen Seite in mir

Veröffentlicht am 12. April 2024 um 11:52

Ich spüre einen inneren Ruf in mir. Etwas bewegt sich tief in mir und möchte sich zeigen. Also entscheide ich mich bewusst, an diesem Morgen keine geführte Meditation zu machen. Ich will mich selbst führen oder mich von meiner inneren Stimme führen lassen. Als ich die Augen schließe, denke ich an meinen Drachen, der mir schon so oft ein lieber Begleiter in meinen Meditationswelten war. Jetzt erst bemerke ich, wie sehr ich ihn vermisst habe und gleich erscheint sein gütiges Wesen vor meinem inneren Auge. Wir genießen unser Zusammentreffen, doch etwas liegt in meinem Hals. Etwas, was ich aussprechen möchte und nicht mehr warten kann. Auffordernd sehe ich meinen Drache an und sage: „Lass uns meine männliche Seite suchen! Ich weiß, du wirst mir helfen.“

Gleichzeitig spüre ich wie die Sehnsucht nach meiner männlichen Seite aus meinem Unterbewusstsein herauswächst, aus meiner Seele. 

Plötzlich verändert mein Drache sein Äußeres. Bereits zuvor war er weiß und ein silberner Schimmer lag auf seinen Schuppen. Nun wächst ein Horn aus der Hautstelle über seiner Nase und er nimmt immer mehr die Proportionen eines Einhorns mit Flügeln an. Nach der Verwandlung steht ein prächtiger Pegasus vor mir und dennoch trägt es immer noch Züge meines Drachens, denn sein Fell wirkt eher wie eine silberne Panzerung. Ich bin ebenfalls in eine glänzend silberweiße Rüstung gekleidet und trage Flüge am Rücken.

Voller Tatendrang steige ich auf und wir erheben uns in eine weiße Leinwand, die uns wie dichter Nebel umgibt. Nichts außer weiß. Das strahlende Weiß lüftet sich und wir tauchen paradoxerweise in dunkle Nachtschwärze ein. Die Sterne glitzern über uns und ein friedlich plätschernder Bach unter uns.

Wir fliegen bis wir zu einer Moorlandschaft gelangen und landen auf einem langen hölzernen Steg, welcher sicher über den tückischen Sumpf führt. Ein junger Mann steht mit beiden Beinen im Moor, als wollte er dort fischen oder etwas suchen. In der Dunkelheit trägt er eine kleine Laterne bei sich und winkt mir freudestrahlend zu, als würde er mich bereits erwarten.

Seine Kleidung ist abgetragen und einfach. Ein scharfer Kontrast zu meiner glänzenden Rüstung. Meine Flügel tragen mich zu ihm. Sofort spüre ich eine Anziehungskraft und ich weiß, er ist der männliche Teil meiner selbst. Glücklich umarmen und küssen wir uns, als hätten wir uns lange nicht gesehen. Wir feiern unsere Wiedervereinigung.

In einer innigen Umarmung heben unsere Füße von der Moorlandschaft ab und schweben immer höher in die Lüfte, als wären wir schwerelos. Unsere Kleidung wird transparent und wir stehen uns ebenbürtig gegenüber. Glücklich sitzen wir auf meinem Einhorn auf und fliegen zu dem Berg der Erkenntnis, der Hügel auf dem alle meine Reisen in das Land meiner Seele beginnen, und wo ich mich Zuhause fühle. Dort gelandet stehen wir nebeneinander und blicken, Hand in Hand, in den Sternenhimmel über uns.

Ich lade den Mann ein, hier zu wohnen und meiner weiblichen Seite gleichgestellt zu sein. Er lächelt mich geheimnisvoll an und streichelt über den Kopf des Einhorns. Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen, warum der Drache sich in dieses magische Wesen verwandelt hatte. Es verkörpert meine weibliche Seite, während mein Drache für das männliche steht. Mein Verstand wollte vormals mit dem (männlichen) Drachen meinen inneren Mann suchen, doch dafür war die Weiblichkeit zuständig.

Wir lachen und verstehen. An Ort und Stelle erschafft der Mann aus dem Nichts ein hübsches kleines Steinhaus. Es soll sein neues solides Zuhause sein. Eine riesige steinerne Kräuterschnecke entsteht daneben und ein Brunnen. Erst bin ich verwundert über sein rasches Handeln, dann lächle ich und nehme den männlichen Tatendrang und sein Umsetzungspotenzial an.

Gleichzeitig weiß ich, dass kann ich jetzt auch. Die männliche Energie der Umsetzung und des Handelns in mir integrieren und ausüben. Und zwar im realen Leben.

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