Despacho - Ein Ritual aus Peru


Heilzeremonie, Wunschritual oder Begrüßung eines Neuanfangs.

 

Despachos sind so vielseitig wie die Menschen, die sie ausführen. Jeder kann mitmachen und es ist ein wunderbares Ritual, das zu allen großen Festen wie Geburtstagen, Hochzeit, Taufe oder Neujahr passt. Ich selbst gestalte jedes Jahr an Sylvester ein Despacho mit meiner Familie. Und alle, selbst die Kleinsten haben viel Freude dabei.

 

Was ist ein Despacho?

Auf das wesentliche reduziert, handelt es sich bei einem Despacho um ein Opferbündel. Gefüllt mit Samen, Blüten, Süßigkeiten, Blättern, Federn, Weihrauch uvm. wird das Bündel aus gefaltetem Papier dem Feuer, der Erde oder dem Wasser übergeben und somit dem großen Geist übermittelt. Dabei ist jedes Despacho ganz individuell und lässt jedes Mal aufs Neue ein einzigartiges Mandala entstehen. Je nach Wunsch kann es nach alten traditionellen Riten begangen werden oder es können ganz frei eigene Ideen mit eingebracht werden.

Woher stammt die Despacho-Tradition?

Despachos werden seit mind. 500 Jahren gehalten und lassen sich bis zu der Kultur der Inkas zurückverfolgen. Die indigenen Völker der Hochanden in Peru, Bolivien und Ecuador verehren sie als heilige Zeremonie, die bis heute praktiziert wird und nichts an Lebendigkeit verloren hat. Dabei verbinden die Menschen sich mit den Urkräften des Universums. Das Weltbild der Inkas besagt, dass alles – Mensch, Natur, alle Lebewesen, Kosmos, Erde – miteinander verbunden ist. Ein Despacho bestärkt diese Verbindung und bringt uns ins Fließen mit den Energien, die uns umgeben.

 

Welchem Zweck dient ein Despacho?

Zuallererst ist es ein sehr schönes Ritual, welches häufig im Kreis einer Familie ausgeführt wird. Es bringt Menschen zusammen, die gemeinsam etwas schaffen wollen. Es ist eine ganz besondere Magie, die dabei entsteht und die ich jedes Mal sehr genieße. Selbst wenn ich nur den anderen - beispielsweise meinen Kindern - dabei zusehe, wie sie spielerisch tätig werden und intuitiv ans Werk gehen.

 

Des Weiteren ist ein Despacho ein wunderbarer Transformator und sogar Wünsche-Manifestator. Nach alter Tradition wird jegliche schwere Energie, die dich davon abhält, dir deine Wünsche zu erfüllen, losgelassen und deine ganz persönlichen Anliegen können manifestiert und in das Opferbündel hineingegeben werden. Die Geister wollen dir dabei helfen, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen! Durch die Übergabe an Pachamama (Mutter Erde), in dem das Bündel vergraben wird, werden diese Wünsche Wirklichkeit, denn die Erdenmutter hilft kräftig mit bei der Erfüllung. Genauso ist es bei der Überbringung an das Wasser oder das Feuer. Wobei das Feuer eine besondere transformative Kraft besitzt und ein starker Helfer ist, schwere alte Energien in leichte neue zu wandeln.

 

Jedes Despacho ist ein individuelles, kleines Kunstwerk. Es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt lediglich ein paar Grundstrukturen, auf die sich die alten Weisheitslehrer der Andenvölker geeinigt haben.

Was du brauchst:

  • Ein großes Papier, das sich gut falten lässt (DINA 3 oder 2)
  • Ein Schnur zum Verschnüren (z.B. Kordel)
  • Viele (Lorbeer-)Blätter
  • Verschiedene Süßigkeiten: Bunte Streukügelchen, Schokolade, Gummibärchen, Plätzchen, Baiser, etc.
  • Frische und/oder getrocknete Blüten in verschiedenen Farben
  • Fenchelsamen, Mehl, Kümmel, Zucker, Getreidekörner, etc.
  • Rosinen oder andere Trockenfrüchte
  • Früchte des Waldes wie Hagebutten, Schlehen, Bucheckern, etc.
  • Muscheln, Steine
  • Symbol für Haus (klein aus Pappe, Papier, Zucker, Holz o. Filz)
  • Symbol für Mann und Symbol für Frau (klein aus Pappe, Papier, Zucker, Holz o. Filz)
  • Symbol für Sonne (z.B. Keks, Baiser, Pappe, etc.) und den Mond
  • Konfetti aus Papier
  • Watte
  • Raücherwerk
  • Ein wenig Rot- und Weißwein
  • Erde
  • Federn
  • (Geld- oder Spielschein)
  • (Lammfett)
  • Möglicherweise etwas Persönliches von dir, was du jetzt loslassen möchtest.

 

Anleitung Despacho

Als Grundlage für jedes Despacho benötigst du einen großen Bogen Papier. Alles andere ist der kreativen Gestaltungsmöglichkeit unterlegen. Lege dieses Papier in die Mitte des Tischs oder auf den Boden. Platziere alle weiteren Opfergaben um den Papierbogen. Nun bitte deine Familie/Freunde darum Platz zunehmen.

Falls ihr nun je nach Lust und Laune eurer Mandala legen wollt und eure Wünsche dort hineingebt, braucht ihr die restliche Anleitung nicht weiterzulesen. Es gibt nur eine Regel, die ich jedem gern ans Herz lege:

 

ALLES, was ins Despacho gelangt, wird vorab mit deinem Atem gesegnet!

 

Das heißt, der Gegenstand wird in die hohle Hand (oder zwei) genommen und es wird hinein gepustet. So verbindet ihr euch mit dem Gegenstand und könnt besser eure Wünsche oder Altlasten hinein manifestieren.

Schritt 1: Loslassen

Nun kann jeder 1-2 (Lorbeer-)Blätter in die Hände nehmen, die Augen schließen und sich mit alldem verbinden, was er/sie jetzt loslassen will (Negativgedanken, Altlasten, etc.). Oder man bitte darum, dass alle Blockaden, die einen bisher von der Wunscherfüllung abgehalten haben, nun in diese Blätter übergehen. Dabei werden die Blätter sanft über den Körper gestrichen und mit der alten Energie angefüttert. Danach werden sie zerbröselt und mit ein paar Rosinen zu einen Häufchen in der Mitte des Papiers geformt.

Dieses Häufchen wird nun zugedeckt. Beispielsweise mit Watte. In Peru gibt es auch die Tradition dies mit einem Geldschein zu tun. Dieser kann auch durch einen Spielschein aus dem Kinderzimmer ersetzt werden.

 

Schritt 2: Die Basis

Nun wird das innere Zentrum für das Despacho gelegt. Dafür können Fenchel, Kümmelsamen, Mehl, Zucker oder wieder Lorbeerblätter genommen werden. Oder ganz simpel auch Erde oder was euch sonst dazu einfällt. Wichtig hierbei ist, dass ein Kreuz entsteht. Es symbolisiert die vier Himmelsrichtungen, Elemente und Jahreszeiten. Es zeigt uns, dass wir zyklische Wesen sind und wir mit der Natur verbunden sind. Wenn (Lorbeer-)Blätter gelegt werden, sollen die Spitzen nach außen zeigen. Die Blätter können nun mit Blütenblättern und Zucker verziert werden. Nach alter Tradition wird die Nord-Süd-Achse in einer anderen Farbe gelegt als die Ost-West-Achse. Natürlich dürft ihr auch hier mit Tradition und individuellem Gefallen spielen.

Schritt 3: Unterwelt

 

a) Auf der Basis entsteht nun die Ebene der Unterwelt – oder die Fläche für Pachamama wie die Andenvölker liebevoll sagen. Mutter Erde ist damit gemeint. Dabei ist der Begriff Unterwelt auf keinen Fall negativ aufzufassen. Hierbei geht es um die Erde, die uns trägt und Leben aus ihrer Dunkelheit gebiert, aber genauso unseren Körper nach dem Tod wieder in sich aufnimmt.

Beispielsweise können rote Blüten - die Farbe Rot steht symbolisch für die Erde - in einem Kreis gelegt werden. Zuckerperlen oder sonstige Zutaten, die du ganz persönlich mit Erde, Geborgenheit und der großen Mutter in Verbindung bringst. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

 

b) Auf dieser Ebene darf nun jeder Teilnehmer sein erstes Kintu Hierfür werden zwei (Lorbeer-)Blätter, 1 weißes und ein rotes Blütenblatt, sowie Rot- und Weißwein benötigt. Natürlich können die Zutaten wieder individuell angepasst werden. Wir haben beispielsweise selbstgemachten Honigwein statt Weiß- und Rotwein verwendet. Nun die Blütenblätter zwischen die Lorbeerblätter legen und das Kintu an die Lippen halten, um es mit deinem Atem zu segnen und es mit deiner Dankbarkeit für Mutter Erde anzufüllen. Gehe gedanklich alles durch, wofür du dankbar bist. Wenn dieses Kintu nun mit deiner Dankbarkeit angefüllt ist, kannst du es noch mit Weiß- und Rotwein segnen: Indem du es kurz eintaucht oder einen Tropfen mit dem Finger darauf verteilst. Jetzt finde deinen Platz für das Kintu in eurem Despacho-Mandala.

 

Schritt 4: Mittelwelt

a) Auf der Ebene für die Unterwelt entsteht nun die Ebene für die Mittelwelt. Die Welt der Menschen, Tiere, Pflanzen und was uns sonst noch umgibt. Nun wird gleich das zweite Kintu Der Aufbau ist genauso wie beim ersten Kintu. Doch diesmal gibst du mit deinem Atem deine sehnlichsten Wünsche mit hinein. Was soll die Zukunft für dich bringen? Heiße sie willkommen. Nachdem dein Kintu prall gefüllt mit deinen Wünschen und Träumen ist, finde wieder einen Platz im Despacho. Die Ebene für das Jetzt ist somit eröffnet. Alle möglichen Zutaten deiner Wahl finden nun seinen Weg ins Despacho und füttern deine Wünsche.

 

b) Dann werden zwei Symbol für die männliche und die weibliche Kraft mittig auf dem Mandala positioniert. Über ihnen wird feierlich das Symbol für euer Haus Nun darf jeder etwas Konfetti bekommen und es als Metapher für die Freude über dem Haus, dem Mann und der Frau verteilen. Freude für alle!

Schritt 5: Oberwelt

Nun wird die letzte Schicht, die Ebene für den Himmel, geschaffen. Viele Blütenblätter, die für die Leichtigkeit stehen. Vielleicht Federn, oder was ihr sonst mit diesem Thema verbindet, gelangen nun ins Despacho. Gerne Rosinen für die Ahnen – es gibt das Gerüchte, dass diese ganz versessen auf Rosinen sind. Watte/Baiser für die Wolken. Gerne auf die Wolken Weihrauch oder anderes Räuchergut geben. Ein gelber Baiser/Keks/Blume/Symbol für die Sonne sollte ebenfalls noch einen Platz bekommen und wer will, bezieht den Mond mit einem Symbol ein. Die Peruaner streichen gern noch etwas Lammfett, welches für die Herzqualität steht, hinein.

 

Schritt 6: Paket schnüren

Nun ist Zeit, alles, was ihr noch in euer persönliches Mandala hineingeben wollt, auch zu tun. Danach werden die Seiten des Papiers eingeklappt und das Despacho wird mit einer Schnur zusammengeschnürt. Aufpassen, dass nichts herausfällt und keine Wünsche verloren gehen. Nun darf die Familie sich zu dem Ort begeben, den sie für ihre Übergabe an die Geistwelt ausgewählt hat.

 

Schritt 7: Transformation

Wir machen gern ein Feuer und geben das geschnürte Opferbündel, nun prall voll mit Wünschen, unserer Dankbarkeit und den vielen Gaben, in die Flammen hinein. Bei den indigenen Andenvölkern ist es Tradition, sich vom Feuer abzuwenden. Denn nach altem Aberglaube kommt der große Condor vom Himmel und isst das Despacho auf. Er ist der Himmelbote und man soll dem Condor nicht beim Essen zusehen. Sonst können die Wünsche nicht transformiert werden und somit nicht in Erfüllung gehen. Wie ihr es handhabt, dürft ihr nach eigenem Geschmack entscheiden. Oder vielleicht wählt ihr statt dem Feuer das Element Wasser und gebt euer Bündel in einen See oder einen Fluss. Oder ihr vergrabt es gemeinsam und schenkt es Mutter Erde.

 

Am wichtigsten ist, das Despacho in einer besinnlichen und fröhlichen Stimmung zu legen! Etwas gemeinsam zu erleben und zu schaffen. Gerne schießt ein paar Fotos von euren Despachos und schickt sie mir! Ich freue mich!

 

Alles Liebe beim Nachmachen!